Mittwoch, 20. August 2014

Vom DDR-Oldtimer zum Elektroauto


TÜV NORD verleiht dem von AutoSchmiede Ringsberg umgebauten E-Framo die Plakette
Flensburg, 04.08.2014. Zwei Jahre lang unermüdliches Tüfteln, Investitionen von mehr als 50.000 Euro und einer Menge Kraft- und Nervenaufwand. Das ist der Rahmen, in dem Hanno Otzen seinen DDR-Kleintransporter Barkas V 901/2 aus dem Jahr 1964 in ein modernes Elektroauto umbaute. Ein mutiges Projekt, mit dem sich der gelernte Kfz-Schlosser und Inhaber der AutoSchmiede Ringsberg einen Traum erfüllte, unterstützt von Lehrling Raphael Winands, dem gesamten Werkstattteam und dem TÜV NORD in Flensburg. Nun hat der Elektro-Framo kürzlich vom TÜV die Plakette erhalten.

„Seit Juni fahre ich elektrisch, ökologisch und fast lautlos“, sagt Hanno Otzen stolz über das Ergebnis. „Es gibt in Deutschland kaum Erfahrung mit solchen Umbauten und auch für uns war der Umbau komplettes Neuland. Deshalb war ich erleichtert, dass TÜV NORD die ordnungsgemäße Umrüstung und die Sicherheit des Fahrzeugs bestätigt hat.“ Auch Christian Bethel, der Otzens Umbauprojekt als Sachverständiger von TÜV NORD begleitet hat, ist begeistert vom E-Oldtimer: „Das Auto hat seinen historischen Charme behalten, obwohl vom Motor bis zur Karosserie vieles ausgetauscht wurde.“ TÜV NORD und die AutoSchmiede Ringsberg arbeiten zwar seit Jahren eng zusammen, doch „es ist das erste Mal, dass wir solch einen hochkomplexen Umbau begleitet und geprüft haben“, so der TÜV-Experte.

Gekauft hat Otzen seinen Barkas V 901/2, der aufgrund seines ursprünglichen Entwicklers auch Framo V 901/2 genannt wird, im August 2012. Das Umbauprojekt war für „die grüne Socke“, wie sich der Kfz-Schlosser selber nennt, kein Selbstzweck. Er wollte „einfach umweltfreundlich fahren“ und dafür war ihm kein Hindernis zu groß. „Die Batterien, die wir über Polen aus China bestellen mussten, kosteten 11.000 Dollar – und wurden mit vier Monaten Verspätung geliefert“, so der 50-Jährige. „Beim Zerlegen stellten wir fest, dass der gesamte Holzrahmen des Fahrzeugs verfault war. Zum Glück fanden wir in Sachsen einen Experten, der sich auf Framo-Restaurationen spezialisiert hat und uns weiterhelfen konnte. Außerdem entpuppte sich unser Lehrling als hervorragender Holzkarosseriebauer“, lächelt Otzen. Der Transporter wurde komplett gesandstrahlt, das Führerhaus mit neuen Blechen bestückt und der Elektromotor eingebaut. Rat fand er bei TÜV NORD und verschiedenen E-Fahrzeug-Herstellern, für die er quer durch Deutschland und die Schweiz reiste. Doch im Endeffekt hieß es für Otzen und sein Team „Learning by Doing“. Deutschlandweit gibt es nach Schätzungen von Lars Münchau, Leiter der Region Nord-Ostsee bei TÜV NORD, etwa 50 bis 60 zu Elektroautos umgerüstete Oldtimer.

Nun, da der Wagen fertig ist, hofft der Auto-Fan auch andere für die Elektromobilität zu begeistern. Sein Framo ist für ihn das perfekte Argument: 50 bis 70 Prozent weniger Wartungsarbeiten bei einem Elektrofahrzeug im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennungsmotor, unterhalb der kippbaren Ladefläche kann Otzen Interessierten die eingesetzte Technik zeigen und erklären und trotz der teilweise alten Technik hat Otzens E-Framo eine Reichweite von 150 bis 200 Kilometern. Auch in der Szene hat der V 901/2 bereits auf sich aufmerksam gemacht und gewann einen Preis bei der 4. Nordeuropäischen E-Mobil Rallye. „Hanno Otzen gehört mit seinem Framo zu den Pionieren der Elektromobilität“, bestätigt auch TÜV-Prüfer Christian Bethel. „Wir freuen uns schon auf das nächste Projekt.“ Und das hat Otzen bereits im Auge – sein altes Cabriolet Fiat 124.




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